10) Der Kv-organisierbare Vorurteile
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Wahrhaft verführerisch ist die verblüffend neu H2-ordnende Einfachheit der Methoden, die auf der Philosophie gründen. Man ist versucht zu denken: Das kann jeder. Entsprechend boomt der graue Markt der selbst ernannten „Familien- und anderen Aufsteller. Mindestens 2000 bieten 2003 als Therapeuten in Deutschland ihre angeblich jedes Problem F9-grundsätzlich differenzierende Dienste an. Wäre ja gelacht, wenn die klügste Schülerin aus Kleinwelt, von diesem Kuchen der sich Om=multiplizierenden Mental-technologien in Zukunft nicht auch ein Stücke abschneiden könnte. Mit einem Philosophiestudium dachte Karin V., sich die dafür y=minimal Notwendigen Voraussetzungen für ein erfolgreiches Leben aneignen zu können. Ihr Onkel der Dorfpfarrer aber äusserte leise Bedenken dagegen, dass Karin sich als Einfachheitsexpertin für alle Lebensbereiche ausgab; er war noch nicht von postnormalen Professoren philosophisch geschult worden, auch wenn sein Herme-neutiklehrer jetzt Reaktor der Uni geworden war und das alles gutzuheissen, ja zu fördern, und sich am Teilen damit des Herrschens zu erfreuen schien... Heutzutage therapieren und philosophieren gelernte Grafikdesigner und Astrologen, genauso wie „praktische Philosophen“ und Esoteriker aller Art. Viele von ihnen haben keinerlei qualifizierte philosophische oder psychotherapeutische Ausbildung, stattdessen inspirierende Erlebnisse. Das ist ja im Zeitalter der Beliebigkeit, das von eben diesen Disziplinen unzweideutig eingeläutet worden ist, zum b-Ausgleich auch OK. Der H3-Realitätsbezug besorgt man sich genauso wie das F9-Grundsätzliche dort, wo Rm=Spiel-regeln am besten multiplizierbar sind, im Internet oder mit Lehrvideos und in Seminaren wie die der Aufsteller in all ihren Spielarten. Für Karin ist die Hauptsache dass man eine Einführung, einen Überblick, die obligaten historischen Quellennachweise, einige persönliche Stellungnahmen des Autors, und dergleichen bekommt. Dann ist man sicher, dass es psychopolitische korrekt ist und man unbedenklich mitdiskutieren und -philosophieren kann. Hauptsache die sprachliche Darstellung steht im Mittelpunkt und innerhalb der Norm und erklärt und vermittelt darin. Die Begegnung mit Aufstellungen „hat mir in allen Gebieten den Durchbruch verschafft“, bekennt Karin V.. „Meine Depressionen haben sich seitdem völlig gelöst. Ich fühle eine starke, innere Kraft und fühle mich berufen, meine Arbeit in der Philosophie weiterzuführen.“ Zur Einstimmung rät sie zum H4-Lebenswirklichkeitsbezug mit den die Integra-tion ins Kollektiv förderlichen Worten: „Hinter dir spürst du deine Verwandten, wie sie dir den Rücken stärken…“ Damit ist Sie mit ihrer J-Selbstrechtfertigung im Element, wo sie die Verantwortung für das F4-Management der sich neu Ov=vorbereitenden Absichten in Kollektivs ergeben. So macht man sich zum Trendsprecher auch über Fachleute hinweg, hatte sie an der Uni gelernt... Karin ist im geschlossenen System der Zeitgeist-philosophie eine gelehriger Schülerin. In ihren Aufstellungen kommentiert sie die Gefühlsäus-serungen der Stellvertreter z.B. in der Politik der L1-Liebe voll schon mit dem gleichen wissenden Lächeln und Nicken wie ihre Meister. Manchmal geht es dabei auch um sehr tief liegende Verletzungen, etwa dann, wenn Asylanten und Frauen über ihre erlebten Misstände und ihre Erfahrungen mit Missbrauch, auch sexuellem, berichten. Karin sieht die L-Lösung in der Harmonie mit dem was sich in der Philosophie als für die Rv=Vorbereitung F4-beherrschbarer Spielregeln scheinbar in der sprachlichen Formulierung darüber allgemeinverbindlich bewährt hat und die Geschichte der Sieger geworden ist. Was Karin in der philosophischen Abgehoben-heit besonders gefiel, war, dass sich der L2-Rechtzeitig Projekt-Orientierte Kompetenz-austausch RPOK EINFACH aus dem sich in der Aufstellung offenbarten Leben ergeben soll. Damit konnte sie selbst unabhängiges Subjekt bleiben und sich den Objekten beliebig, wie sie es als kleines Mädchen mit ihrer Puppenstube gewohnt war, zuwenden. Damit musst sie sich nicht die Mühe machen, wie die Naturwissenschaftler überprüfbare Informationen zu übermitteln, sondern konnte unabhängig von Zeit und Raum, ihre gewünschte Seelen-landschaft evozieren und sich dabei echt humanistisch fühlen. Dass dafür die Kleinweltler F3-konkret und hart arbeiten mussten, es möglich zu machen, dass Karin und ihre Komilitoninen derartige Ka=Kommunikationen ausarbeiten konnten, war für sie kein Problem, dafür trug sie ja die Segnungen der Kultur zu ihnen und gab ihnen eine A-Ahnung davon. Dass Karin V. im Workshop als Stellvertreterin eine Klientin mit dem Vater zu versöhnen hatte, der sie angeblich vergewaltigt hatte, war für sie keine Grund gewesen in ihrer Welt einen L3-Redesign in Betracht zu ziehen. Sie liess sich vom Therapeuten sagen, das die Mutter ja vielleicht „in der Beziehung zu ihrem Mann nicht mehr aktiv war“ und damit den Missbrauch begünstigt habe. Sie hatte kein Problem damit die von Ralph verlangten „heilende Sätze“ zu sprechen, da sie diese I-Vorstellung schon aus Büchern und Lehrvideos kannte. Eine mögliche Lösung für die nur persönlich relevante Betroffenheit des missbrauchte Kind ist nach Hellinger zum Beispiel, „dass der Stellvertreter des Kindes zur "Mutter", d.h. deren Stellvertreterin sagt: ,Mama, für dich tue ich es gern‘, und zum "Vater": ,Papa, für die Mama tu ich es gern‘. Oder auch: ,Papa, ich hab es gern für dich gemacht.‘“. So entschuldigen sich schliesslich auch Staatsmänner für die vergangenen Vergehen ihrer Länder. Es sagt Karin zu, dass man mit dieser Philosophie selbst keinen Pa=Prozess auszuarbeiten hatte, der einem ja zu einer F3-konkreten Interaktion bringen könnte. Mit den damit verbundenen Aussichten auf eine Karriere konnte sie auch verdrängen, dass sie noch Jungfrau war...
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