Weiterführende Gesichtspunkte

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by Dr. Peter Meier 

Überraschenderweise ist die Berechtigung von Beanstandungen am Bergierbericht wie sie u.a. der «Arbeitskreis gelebte Geschichte» veröffentlicht hat, vom Kommissionspräsidenten, Professor Jean-François Bergier selbst, bestätigt worden (NZZ, 8./9.9.2001):

bulletEr stellt zunächst fest, dass er im Dezember 1996 quasi genötigt vom Bundesrat "an die Spitze dieses gewichtigen Unternehmens und in eine politische Sphäre versetzt" worden ist, die er sehr wenig kannte
bullet "Eine Verantwortung war mir zugefallen, auf die ich kaum vorbereitet war, und mit welchen Erwartungen – in- und ausländischen, also verschiedenartigen – ich zu rechnen hatte, konnte ich erst im Laufe der Arbeit allmählich feststellen".
bulletEr bemerkte ferner, der Einsatz der UEK durch die Behörden sei "mit einem Eifer, der von Panik diktiert und von Naivität nicht frei war" erfolgt. 
bullet So wollte man "die Krise meistern, rückhaltlose historische Transparenz, durch eine Anstrengung ohne Beispiel herbeigeführt, sollte alle Bedrohungen bannen... ".
bullet Im Gegensatz zu ihm als Mittelalterspezialisten seien die Zeitgeschichtler und besonders die jüngeren – sie bilden bekanntlich die Mehrheit in der UEK – darauf aus, "Tabus zu beseitigen und überlieferte Denkmuster zu berichtigen". 
bullet Bergier stellt fest, bei vielen Zeithistorikern sei "ihr geringes Interesse und selbst eine gewisse Verachtung für die Geschichte der Rechtsformen" auffallend, "die doch gerade in den Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg eine weitgehende Entwicklung durchgemacht haben...
bullet Diese Forscher neigen unbewusst zu der Vorstellung, dass sich Normen, die uns heute vertraut sind – Asylrecht, Recht auf soziale Sicherheit usw. –, auf die Verhältnisse der dreissiger und vierziger Jahre anwenden lassen, was oft zu Fehleinschätzungen und anachronistischen Urteilen führt."

Wer also ist in der Lage, wer findet es sinnvoll, diesen Berg, den die Maus geboren hat, zu erforschen?  

Auf jeden Fall versuchen, die, welche man jetzt für ihre Kritik lobt, damit einmal mehr die Ängste – Existenz- und Zukunftsangst –, die Unruhe, Spannungen und Sorgen des Alltags; den traumatisierte Seelenzustand des Schweizervolkes, welche die Behörden aller Stufen, aber auch die Armee, bei ihren Entscheiden und praktischen Massnahmen in jener kritischen Zeit Rechnung zu trugen wussten, einfach mit einigen wenigen Sätzen abzutun!

Die UEK hat ohne Rücksicht auf den Gesamtzusammenhang die zwei sensibelsten Themen – Goldtransaktionen und Flüchtlingspolitik – vorgezogen und breitgeschlagen, offensichtlich weil diese nach ihrem Erachten ein Maximum an Schuldzuweisung erlaubten.

Damit stellt sich die Frage, ob damals wirklich, wie das der Bergierbericht, ohne Hinweis auf Zeitzeugen unterschiebt, die Aktivdienstgeneration bei ihrem seinerzeitigen Einsatz im Dienste des Landes von der Regierung irregeführt worden ist, oder ob wir heute in die Irre geführt werden sollen, wofür nur schon die Beweislast so erdrückend ist, dass viele nicht mehr hinsehen mögen und sich lieber traumatisieren lassen...  

Es verbleibt die Feststellung, dass eine gewisse Gleichgültigkeit im Volk ebenso offenkundig ist wie ein bedauerliches Schwinden des Geschichtsbewusstseins, hauptsächlich in den Reihen der jüngeren Generationen, womit "man" die gleichen Fehler, vorerst auf einer subtileren Ebene, wiederholen kann. Für die Systemhüter besorgen einmal mehr die Wissensarbeiter#0 "Tarnung, Transfer, Transit" und zum Dank wurde Adolf Muschg von Bunderat Deiss auf der internationalen Politbühne protegiert. Dies im Angesicht die Generation, die davon  zutiefst verletzt ist, und die durch ihren Einsatz das Überleben der von den Achsenmächten eingeschlossenen Schweiz (und damit die Existenz der heutigen Kritiker) ermöglichte. Sie darf nicht einfach so aussterben, wie "man" es auch für den Geist und der Ruf unseres Landes, welcher einst ein Abseitsstehen vom Zeitgeist ermöglichte, vorhat

Damit geht es wohlverstanden nicht darum, von den effektiven Verfehlungen gewisser Schweizer im 2. Weltkrieg abzulenken; im Gegenteil! Diese gingen im Übrigen damals wie heute  von den sich ohne Substanz am Zeitgeist sich Orientierenden aus und qualifiziert diese heute nicht dazu, über jene von damals Transparenz zu schaffen! Vielmehr beschuldigen die heutigen Intellektuellen stattdessen lieber auf eine subtil indirekte Art primär jene, die damals die Wahl zwischen zwei Übeln im grossen Ganzen gesehen zum Wohl der Bewohner der Schweiz getroffen haben. 

Würde man nämlich deren Motive verständlich machen, statt sie mit der substanzlosen, prospektiven Geschichtsschreibung, die mehr den versteckten c3-Absichten der Intellektuellen dient, als einer erstrebenswerten Geschichtsbewältigung, dann ergäbe sich im Volk für diese Intellektuellen eben die Gefahr, dass man sie als nur zu oft als Ursprung der grössten Übel, als Ansatz für die Denkkatastrophen erkennen würde, welche den Humankatastrophen zu Grunde liegen, die sie zu überwinden vorgeben! 

Wo waren bitte diese Intellektuellen im 2. Weltkrieg, wo z.B. die Managementgurus wie Prof. Malik beim Grounding der Swissair, und welche Rolle spielen sie im heutigen Filz? Darum geht es einer präventiven, substantiellen C3-Geschichtsschreibung, die ihre Absichten nicht hinter Humankatastrophen verstecken muss, und die im substanziellen Wirklichkeitsbezug nicht von deren Eintreten abhängig ist!

Was würden Sie von der Physik denken, wenn sie von Titanic- und Tschernobylkatastrophen abhängig wäre, was von Piloten mit einer Intellektuellen, Abzockern und Schönrednern entsprechenden Aus- bzw. Einbildung? Vor solchen Gedanken schrecken die c3-Intellektuellen buchstäbliche in die Pre-Trans-Trap zurück, und haben diese u.a. in der UEK einmal mehr mit Steuergelder ausgebaut, um über die Krise der substanzlosen c3-Geisteswissenschaft hinwegtäuschend, höhere Budgets verlangen und erhalten zu können!

Hauptsache, für die NZZ in ihrer neuen Sonntagsausgabe war, dass der ehemalige US-Unterstaatssekretär Stuart Eizenstat über den Bergierbericht des Lobes voll war: Im Vergleich mit ähnlichen Kommissionen anderer Länder stehe jener der Schweiz punkto Tiefe, Gründlichkeit und Selbstkritik an der Spitze. Die eigentliche Aufdeckung der Folgen von Intoleranz und dem Zusammenbruch von Recht und Ordnung bleibt jedoch im Bergierbericht mit Absicht offen, und so kann sich der Prozess der sich damals in den von den Nazis beherrschten Staaten abspielte, nun in den Köpfe von immer mehr Menschen postnomal nachvollziehen und niemand merkt es. Gemäss NZZ ist die Darstellung widersprüchlicher Fakten besonders der über die Flüchtlingspolitik von Ignoranz und Arroganz geprägt, die im öffentlichen Bewusstsein noch kaum Konsequenzen hatte. 

Ist diese ein Feldtest, wie weit man auch in der Schweiz mit Infotainment gehen kann? Sogar für die NZZ macht soviel Verdrängung ratlos und wirft trotz ihre trendigen Ambivalenz (Edgar Bonjours Schweizergeschichte als Mythologie kolportierend) die Frage auf, "wie brauchbar das farbenfrohe, 25-bändige Gesamtwerk wirklich ist, wenn es in Einzelteilen so unzuverlässig und so unvoreingenommen sei". Tatsache ist, die Beziehung zu den wichtigsten offenen Fragen zur Kriegsgeschichte ist nach wie vor und vielleicht mehr denn vorher gestört; die offizielle Wissenschaft ist zu keiner wirklichkeitsbezogenen Antwort fähig und dazu auch gar nicht willens, genauso wenig wie eine expo02 uns auf der bisherigen Basis Zukunftsperspektiven geben wird. Es fehlt die Substanz! 

Hauptsache für das System#2 ist, Bill Clinton hat für seine erhaltenen Wahlspenden den Return on Investment eingefahren und Wissensarbeit#0 kann weitergehen; Nachtragskredite wurden ja schon gesprochen und neue Mitarbeiter dafür nach dem UNO-Beitritt eingestellt, auch wenn unsere Identität weiter abbröckelt - dann globalisieren wir eben wie alle anderen auch, Herr Eizenstat freuts; uns nicht

Warum z.B. der Schweizer Konsul in Mainz während des Krieges, Franz Rudolf von Weiss, der Augen und Ohren vor den Nazis nicht verschloss, von seinen Vorgesetzen (der Botschafter Fröhlich in Berlin, der das alles rational erklärbar fand, und in seinen Vorleistungen an die Nazi nicht gestört werden wollte) ungehört bleib, ist damit auch nicht beantwortet - man hatte von Anfang erstklassige Information darüber, was sich im Reich abspielte! Diese Problematik muss und wird nun von Wissenschaft#3 erforscht, transparent gemacht und weiterführend auf lebenserfüllenden Plattformen operationalisiert! 

bulletOhne dieses Projekt wiederholt sich das Trauerspiel des letzten Jahrhunderts auf Kosten des Volkes und der Lebenserfüllung immer wieder bis zum Grounding,
bulletphysische und psychische Aufräumarbeit und Wissensarbeit#0 beschaffend,
bulletmit sinkendem Respekt voreinander und den Institutionen, und primitiveren Umgangsformen (z.B. mit Messerstecherinserate ansprechend),
bullet und damit das Volk und Kommissionen und die Medien polemisch beschäftigend. 
bulletNun hofft man mit Zusammenfassungen davon den zukünftigen Geschichtsunterricht prägen zu können. 
bulletIn Frankreich kommentierte man den Bergier Bericht als "esprit masochiste" und forderte bei den bilateralen Verhandlungen eine härtere Gangart gegen die damit weiter erpressbare Schweiz.

Es scheint, als findet die Strategie der Vorleistungen des Schweizer Boschafters Fröhlich während des 2. Weltkrieges in Berlin seine Fortsetzung in einem neuen Opfer an den Zeitgeist; diesem kollektiven Spuk und der damit ausgelösten Massentraumatisierungen gilt es endlich ein Ende zu machen, damit endlich lebenserfüllende Plattformen überholte, an Tafeln verfilzt Organisationen ablösen können! Dafür, dass dies einmal möglich werde, haben unsere Vorfahren gekämpft, für was denn sonst? In dieser unserer Zeit ist es, dank ihrer Ausdauer, möglich geworden, ja es ist der Schlüssel zu einem erstrebenswerten 21. Jahrhundert!

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