Am Schluss ist der Mensch alleine... |
by Dr. Peter Meier
Auch für Prof. Jean-François Bergier, geb. 5.12,1931, ergibt sich eine vor ihm ganz alleine zu erfüllende Struktur, in seinem Fall 9Oa-GGpG/t H2<§1:
Gemäss Tages-Anzeiger war er ein eher unbekannter Historiker auf einem eher windstillen Lehrstuhl an der ETH, als ihm 1996 über Nacht das F9-grösste und anspruchsvollste historische Forschungsvorhaben zur Erfüllung übertragen wurde, das die Schweiz je beschlossen hatte. Dazu heisst es im Vorwort des Schlussberichtes der Bergier-Kommission: "Angesichts der zunehmenden Kritik von aussen entschieden Parlament und Bundesrat damals, den Vorwürfen, die während der ganzen Nachkriegszeit nie verstummt waren, auf den Grund zu gehen. Die UEK wurde mit dem Auftrag eingesetzt, eine historische Untersuchung der umstrittenen Vorgänge und inkriminierten Sachverhalte zu leisten. Unter Artikel 1, «Gegenstand», hält der von den beiden Kammern des Parlaments – dem National- und dem Ständerat – einstimmig verabschiedete Bundesbeschluss vom 13. Dezember 1996 fest: «Untersucht werden Umfang und Schicksal von Vermögenswerten aller Art, die von Banken, Versicherungen, Anwälten, Notaren, Treuhändern, Vermögensverwaltern oder anderen natürlichen oder juristischen Personen oder Personengemeinschaften mit Wohnsitz oder Sitz in der Schweiz erworben, diesen zur Verwahrung, Anlage oder Übermittlung an Dritte übergeben oder von der Schweizerischen Nationalbank entgegengenommen wurden.»" | |
In einem hoch politisierten Kontext, durchwirkt von Vorwürfen, Rechtfertigungen und viel Geld, nahm der graumelierte Herr, von der damit verbundenen Unruhe etwas verwundert, seine Arbeit als Präsident der "Unabhängigen Expertenkommission Schweiz-Zweiter Weltkrieg" UEK auf. Nach fast hundert Sitzungen später, liefert er die Oa=ausgearbeiteten Objectives ab. | |
In all diesen Jahren hat sich Bergier
gemäss den Medien zu einer Art tragischem
GGpG-Held entwickelt. Von den Rahmenbedingungen her war er im
Grund G-gegen die sich in der "Bergier-Kommission"
entwickelnde Spielregeln; selbst
ein durch und durch bürgerlich denkender Mensch, liberal-konservativ und
tief im Waadtland verwurzelt, und stolz darauf, noch mit eigenen Augen die
alliierten Flieger über dem Genfersee gesehen zu haben. Er musste im Prozess
"seiner" Kommission erleben, wie dieser in seinem eigenen
Kreisen, bei Leuten der eigenen Generation, als Codewort
für verräterisches Treiben G-begegnet wurde. Das Objective war gemäss
Tages-Anzeiger die eher p-primimitve "Rache
an den Grossvätern, getarnt als wissenschaftliche Geschichtsschreibung."
Bergier war nicht der Mann, der mit seiner (versöhnliche) Sicht der Dinge den
Kollegen in der Kommission oder den vielen, meist jungen, Mitarbeitern etwas
G-entgegen hätte setzen und ihnen etwas aus seiner Sicht hätte nahe bringen können. Dazu war er
mit seinem Kommunikationsverhalten
gemäss Tages-Anzeiger nicht im Stande, weil er als Mediävist
eigentlich wenig Ahnung vom 20. Jahrhundert hatte und noch nie mit
der Nazi-Zeit wissenschaftlich in Berührung gekommen war. | |
Die Spezialisten in der Kommission, international renommiert wie Saul Friedländer oder Harold James, aber auch Jakob Tanner, nahmen Bergiers Versuch zur t-Transzendenz der Geschichte nicht wirklich ernst. Und die jungen Historiker ebenso wenig, zumal sie ihn bald als einen eher abgehobenen Chef kennen lernten: | |
In seinen
H2<§1
Bestreben das Existenzrecht der Beteiligten
zu ordnen, scheinbar
für andere bloss auf Harmonie bedacht, überliess er dafür,
offensichtlich selbst der Grundlage#3 seiner eigenen
Existenz ermangelnd, die unangenehmen GGpG-Aufgaben allzu gern einem
unangenehmen Generalsekretär. Damit
konnte das, was in ihm als Mensch potentiell noch
wach ist, nicht zur Geltung kommen.
Damit wohl seiner GGpG-Angst
vor G-Konfrontationen überlassend, war Bergier im Büro
zu Bern selten anzutreffen. Kam er einmal vorbei und schüttelte
seinen Mitarbeitern die Hand, sprachen diese von der "Chefarzt-Visite".
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Trotzdem wäre es, aus der postnormalen Sicht der Medien, falsch, Bergiers Tätigkeit als durchweg erfolglos zu bezeichnen. Was der Tages-Anzeiger dann für ihn ausführte, spiegelt auch deren postnormal, virtuelle Werthaltung:
Er habe seine Kommission stets würdig repräsentiert. | |
Ein distinguierter Gelehrter, der manchen Kritiker aus der Aktivdienst-Generation zu besänftigen vermochte. | |
Auch international kam der weltläufige Waadtländer gut an; er beherrschte das gepflegte Gespräch an Konferenzen unter Kollegen und diente so der Schweiz als ein perfekter wissenschaftlicher Diplomat. | |
Zudem war Bergier stets loyal,
nie hätte er seine Kollegen desavouiert. |
Fairerweise fragt der Tages-Anzeiger dann: Doch zu welchem Preis?
Man werde nie erfahren, wie sehr Bergier darunter gelitten habe, Erkenntnisse und Schlussfolgerungen in der Öffentlichkeit vertreten zu müssen, die er im Innersten seines Herzens wohl nicht teilte. | |
Vielleicht wäre es für ihn besser gewesen, zurückzutreten. | |
Und für die Expertenkommission? Das sei schwer zu sagen. Gewiss habe, und jetzt kommt das Wunschdenken ins Spiel, Bergier durch seine Politik der Nichteinmischung vieles erst ermöglicht - originelle Fragestellungen, unerwartete Forschungsgebiete -, weil die vielen Mitarbeiter sich damit besser entfalten konnten. Hier bleibt man aber qualifizierende Hinweise schuldig, man projiziert einfach für das "dumme Volk", dass dem so sein müsse, nach all den Kosten, den Sitzungen und Anstrengungen... | |
Doch am Schluss
gesteht man ein: "...politisch wäre ein
starker Präsident - er hätte durchaus konservativ sein dürfen - womöglich
die klügere Wahl gewesen. Die Geschichte der Schweiz zwischen 1933 und 1945
wäre nicht völlig anders geschrieben geworden. So gross sei der Interpretationsspielraum nämlich nicht." |
Ein Verdienst Bergiers bleibt damit, nämlich den Nachweis erbracht zu haben, dass im Namen der Zeitgeistwissenschaft#0 nicht nur kein Staat#2 zu machen ist, sondern daraus auch keine persönlich relevante Lebenserfüllung erfolgen kann; man schafft so nur mehr vom Gleichen; sinn- und orientierungslose Virtualität, was denn sonst in der Substanzlosigkeit prospektiver Geschichte? Das aber ist der intellektuelle Stolperstein; wer daran Anstoss nimmt, kann darauf gewissenhaft eingehend, den Eckstein erkennen, der entgegen solchen Denkkatastrophen weiter, d.h. zur Lebenserfüllung führt.
Version
01.11.10
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Dr. Peter Meier