Quantitatives Wachstum |
by Dr. Peter Meier
Die Schweiz schien lange Zeit das politisch-wirtschaftliche Erfolgsrezept, das im Bergierbericht ignoriert und als Mythos zerpflückt worden ist, gepachtet zu haben und wurde von der Welt darum bewundert und beneidet. Anfangs dieses Jahrhunderts stellt sich die Frage, was davon zu retten ist. Die Ansätze der zur expo02 verschuldeten EXPO geben bisher wenig Hoffnungen auf eine relevante Antwort und die verpassten Chancen erreichten mit dem Grounding der Swissair vom 2.10.2001 ihren Höhepunkt :
In
der Hoffnung sich mit eigenen Meinungen zu profilieren:
Die
schlaue Politik des Lavierens, machte seit 1848 aus dem Schweizerischen Bundestaat
bis gegen Ende des letzten Jahrhunderts zu einer beispiellosen
Erfolgsgeschichte. Doch spätestens seit den 68er-Jahren war der postnormale
Wurm drin!
Auf
Chancen zur Überwindung der Selbsttäuschung durch bessere Wahrnehmung
verweisend:
Die
Perspektive der von der Geschichte Betroffenen kam in der Feuerprobe des
Roten Kreuzes und der Solidarität der Schweiz 1871 mit der Internierung der Bourbarki
Armee zum Tragen. Sie wurde nach den schmerzlichen eigenen Erfahrungen im 1.
Weltkrieg (Grippeepidemie, soziale Unruhen, Generalstreik, welcher mit einen
Militäreinsatz, Schiessbefehl und Toten), in
dem es um Grenzen, Macht über Ressourcen und Kolonien,
nicht um Menschen ging, mit der Berücksichtigung der eigenen Bevölkerung zu
einem vorbildlichen Sozialstaat ausgebaut.
Auf
das Wesentliche, die ausdauernde Überlebensstrategie der Schweiz eingehend:
Das Überleben der Schweiz durch Bewährung verlief im 2. Weltkrieg auf
Messers Schneide. Damals ging es um die
Macht von Ideologien in Massenbewegungen und
wurde im anschliessenden Kalten Krieg mit dem Gleichgewicht des
Schreckens weiter geführt. Die Antwort der Schweiz war die Landesausstellung
1939, der Rütlirapport, die bewaffnete Neutralität, das Réduit, die
geistige Landesverteidigung,
kluges
politisches Lavieren,
Ausspielen
eigener wirtschaftlicher Trümpfe und Ausnutzung damit möglicher Chancen und
den Zivilschutz gegen die atomare Bedrohung.
Auf
die maximalen Anmassungen und Konsequenzen des Eigeninteresses eingehend:
Vom Krieg und der Ausgangslage neben einem geächteten Deutschland
und einem danieder liegenden Europa profitierend, erlebte die Schweiz einen rasanten
wirtschaftlichen Aufschwung. Sie entwickelte aber auch das Prinzip der Solidarität
und der guten Dienste weiter, Genf wurde zum 2. Sitze der UNO. Anderseits
überlebten auch viele alten Zöpfe, Begehrlichkeiten und Vorurteile, was dann
zum Fichenskandal, dem um die "namenlosen" Konten etc. führte.
Gleichzeitig nahmen die Machtkämpfe in der Politik zu, wobei die SVP neue
Masstäbe setzte. Die Verzweiflungsraten (Scheidungen,
Kirchenaustritte, Drogenmissbrauch, 2002: vier Selbstmorde/Tag) stiegen mit der überhand
nehmenden Sinn- und Orientierungslosigkeit auf Weltspitzenniveau. Der
Umgang miteinander wurde bis auf die höchste politische Ebene hektischer,
respekt- und verständnisloser, die Lohnschere tat sich bis zu den
Abzockern auf, die Verfilzung nahm zu, die Fremdbestimmung nahm mit den
globalisierten Medien, den Standards, den internationalen Verflechtungen und den
Benchmarks zu, die Beziehung zur Substanz ab...
Version
01.11.10
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Dr. Peter Meier